
«Jeder hier ist ein Unternehmer. »
Seine Eltern führten ein kleines Radio- und TV- Fachgeschäft in Interlaken, er ist Unternehmensleiter des grössten Heimelektronikhändlers der Schweiz. Pierre Wenger über Geschichten, Werte und Karrieremöglichkeiten bei Interdiscount.
Herr Wenger, was war das erste Produkt, das Sie bei Interdiscount gekauft haben?
Das ist eine gemeine Frage, denn ich durfte
als Kind bei Interdiscount nicht einkaufen.
Meine Eltern hatten selbst ein Radio- und
TV-Fachgeschäft, da konnte ich schlecht
zur grossen Konkurrenz gehen. Natürlich
beneidete ich meine Schulkollegen, die
ihre Digitaluhr oder andere Gadgets aus
einem viel grösseren Sortiment aussuchen
konnten – in der Interdiscount-Filiale Interlaken-
West. Als Erwachsener habe ich dann
mein erstes Interdiscount-Produkt gekauft:
einen Radiowecker.
Dann haben Sie die Heimelektronik schon mit der Muttermilch aufgesaugt...
Absolut – mit allen Sonnen- und Schattenseiten.
Die Margen waren auf jeden Fall
schon damals überschaubar, so dass es für
einen kleinen Fachhändler schwierig war,
Geld zu verdienen. Deshalb habe ich umgesattelt
und eine Lehre zum Reisekaufmann
und die Berufsmatura gemacht. Anschliessend
habe ich an den Fachhochschulen in
Bern und Chur Betriebswirtschaft studiert.
Über Umwege bin ich dann mit 27 Jahren
bei Radio TV Steiner gelandet. Mein Job
hatte am Anfang wenig mit Heimelektronik
zu tun, mehr mit Dienstleistungen rund um
die Produkte wie Vermarktung von Finanzierungsmodellen
etc. Wenige Monate nach
meiner Anstellung wurde Radio TV Steiner
in die Interdiscount integriert – beide gehörten
ja schon zu Coop.
Interdiscount feiert dieses Jahr den 50. Geburtstag. Warum ist die Geschichte wichtig für Interdiscount?
Ich denke, dass es für unsere Mitarbeitenden,
Lieferanten und Kunden spannend
sein könnte, mehr über unsere Wurzeln
und Werte zu erfahren. Nehmen wir die
Gründung: Interdiscount ist aus einem
Zusammenschluss von Fotofachgeschäften
entstanden. In diesen Geschäften haben
Spezialisten gearbeitet, und diese Wurzeln
prägen uns noch heute: In unseren 180
Filialen bieten Fachkräfte eine persönliche
Topberatung, die Kundenorientierung prägt
uns. Und diese Kontinuität ist uns wichtig,
denn sie schafft Vertrauen. Allerdings
zeugt unsere Geschichte auch von Wandlungsfähigkeit,
von Mut und Unternehmergeist,
ohne die man in unserer dynamischen
Branche nicht 50 Jahre erfolgreich
hätte bestehen können. Ein Beispiel ist die
Entwicklung der vielen Eigenmarken, die
unser Unternehmen von Anfang an prägte.
Wir stehen also für Kontinuität und Wandel.
Das Jubiläum bietet uns die Möglichkeit zur
Reflexion: Wo kommen wir her? Für welche
Werte stehen wir? Was tun wir, um auch in
Zukunft erfolgreich zu sein?
Sie sind seit 2001 bei Interdiscount – was hat sich seitdem verändert?
Am offensichtlichsten haben sich die
Produkte verändert. Um die Jahrtausendwende
gab es noch Röhrenfernseher, und
Handys waren noch einfache portable Telefone, auf denen man sich Textnachrichten
schicken konnte. Oder im Bestellwesen
– da lief noch vieles über Faxgeräte. Diese
Geräte sehen heute aus wie Museumsstücke.
Zudem ist das Gerätesortiment
gewachsen. Ich erinnere mich noch an die
frühere Interdiscount-Strategie, die besten
3000 Produkte in die Läden zu bringen.
Heute umfasst unsere grösste «Filiale»,
unser Onlineshop, rund 115 000 Artikel.
Und schliesslich ist die Logistik komplexer
denn je, denn trotz des grossen Angebots
verlangt der Kunde Convenience, also einfache
Prozesse und rasche Lieferzeiten.
Und was ist genauso wie damals?
Die Psychologie des Verkaufens und die
Notwendigkeit zur Kundenorientierung.
Zuerst muss man den Kunden verstehen,
um ihn dann basierend auf Fachwissen
exzellent zu beraten. Dabei ist Authentizität
wichtig: Es braucht im Verkauf Menschen,
die sich für neue Technologien und
Produkte begeistern und die Begeisterung
spürbar machen.
Wie haben Sie es vom Produktmanager zum Unternehmensleiter geschafft?
Es war nie mein Ziel, Unternehmensleiter
zu werden. Ich bin mit den Herausforderungen
gewachsen. Allerdings habe ich
ein Talent dafür, mich für jede Aufgabe
begeistern zu können und dabei nie das
Ziel aus den Augen zu verlieren. Ausserdem
empfand ich mich immer als
Teamplayer, nicht als Superman – das
ist auch als Unternehmensleiter nicht
anders. Und schliesslich habe ich immer
bereitwillig Verantwortung übernommen,
Projekte wie kleine Unternehmungen
betrachtet und die Freiheit genossen, die
Interdiscount den Mitarbeitenden auf
allen Hierarchiestufen gewährt. Mit dieser
Einstellung – Begeisterung, Zielorientierung,
Teamfähigkeit, Unternehmergeist
und etwas Mut – kommt man bei Interdiscount
weit. Denn Interdiscount fordert
nicht nur, sondern fördert auch, bietet
hervorragende Weiterbildungsprogramme
und setzt – wann immer möglich – auf
interne Lösungen, wenn Stellen frei
werden. So habe ich immer wieder neue
Posten bekleidet, war im Projektbereich,
im technischen Aussendienst, im Produktmanagement
... Auch das hat am Ende
geholfen: Ich kannte diesen Laden wirklich
gut, als ich 2010 zum Unternehmensleiter
befördert wurde. Meine Karriere ist aber
nur ein Beispiel dafür, dass Interdiscount
Karrieren ermöglicht. Fragen Sie mal den
Coop-Chef Joos Sutter, was der alles bei
Interdiscount gelernt hat.

«In unseren Services sehe ich ständig neue Chancen zur Innovation»
Warum gehen Sie gerne zur Arbeit?
Weil die Arbeit Spass macht und nie fertig
ist. Die Heimelektronik ist eine extrem
dynamische Branche. Was heute neu ist,
ist morgen schon veraltet. Wer hier nur einen
Moment schläft, wird morgen von der
Konkurrenz überholt. Dadurch ist meine
Arbeit fordernd, aber auch vielseitig – kein
Tag ist wie der andere. Es laufen so viele Projekte – von Cyber-Security bis zur Entwicklung
neuer Services. Hinzu kommen
die krassen Schwankungen im Geschäft.
Früher haben wir an Spitzentagen zehn
Millionen Franken Umsatz gemacht, heute
ist es an einem Black Friday ein Mehrfaches.
Das muss man logistisch erstmal
bewerkstelligen. Wir haben für solche
Spitzen ein 24-Stunden-Kontrollzentrum
eingerichtet, in dem generalstabsmässig
alle Informationen zusammenfliessen. So
können wir jederzeit rasch und koordiniert
reagieren – zum Beispiel, wenn die Verfügbarkeit
einzelner Produkte kritisch wird.
Vor zwei Jahren konnten Sie das neue Logistikzentrum in Jegenstorf einweihen. Warum sind Sie stolz auf dieses Gebäude?
Weil es unser Baby ist. Wir haben viel
investiert, und das zahlt sich jetzt voll aus.
Die Logistik ist heute eine Schlüsselkompetenz
von Interdiscount. Es gab in der
Branche auch Tendenzen zum Outsourcen
solcher Kompetenzen. Aber wir hatten
den Mut, unsere Logistik – mit Unterstützung
externer Spezialisten – von A bis Z
selbst zu planen und zu managen. Das
Resultat ist nicht nur funktional herausragend,
sondern auch wichtig für die
Identifikation: Das haben wir gemeinsam
geschafft! Es ist kein Zufall, dass Interdiscount
viele langjährige Mitarbeitende
hat. Jeder hier ist ein Mitunternehmer
und hat das Gefühl: Ein bisschen gehört
Interdiscount auch mir – mit Recht.
Warum spielt die Logistik so eine wichtige Rolle für Interdiscount?
Unsere Omnichannel-Strategie steht
und fällt mit der Logistik. Wenn wir die
Lieferfristen nicht im Griff hätten, würden
wir unser Kundenversprechen brechen.
Gleichzeitig haben wir in der Logistik
– wie erwähnt – mit extremen Lieferspitzen
zu kämpfen. Mit einem externen
Logistiker wäre das kaum zu bewerkstelligen,
doch intern lässt sich das planen und
durchführen. Wir sind flexibler und schneller,
wenn es ums Aussergewöhnliche und
allgemein um die Weiterentwicklung von
Services geht.
Überall ist die Rede vom Ladensterben, und auch Interdiscount hat in den letzten Jahren Filialen geschlossen. Weshalb braucht es noch Filialen?
Durch die Digitalisierung findet die
Differenzierung kaum noch über den
Preis statt. Wer zu teuer ist, wird eh nicht
gekauft. Wir wollen dem Kunden – neben
günstigen Preisen – einen weiteren
Mehrwert bieten: Unser Kunde kann alle
Kanäle, die es heute gibt, nutzen, um sich
beraten zu lassen, einzukaufen, Produkte
in Empfang zu nehmen oder liefern zu
lassen. Fakt ist: Für viele Menschen ist
eine persönliche Beratung wichtig, weil
so ihre Bedürfnisse besser wahrgenommen
werden können als im Internet oder
am Telefon. Und dazu braucht es eben
physische Touchpoints – entweder in der
Nähe des Arbeits- oder Wohnortes oder
auf dem Arbeitsweg. Ich bin überzeugt:
Läden werden bleiben, als Verkaufs-, aber
auch Service- und Logistikpunkte. Davon
profitieren letztlich auch Digital Natives.
Wenn Sie online einen Bluetooth-Speaker
bestellen und er funktioniert nicht, dann
müssen Sie diesen nicht an Interdiscount
zurückschicken und warten, sondern
können ihn einfach in der nächsten Filiale
umtauschen.
Im Onlinehandel scheint das Sortiment endlos. Gilt für die Filialen auch «weniger ist mehr»?
Natürlich können Filialen nicht das Gesamtsortiment
von Interdiscount abbilden.
Sie sind eher eine Art Showroom. Das
heisst, es werden nur die relevantesten
Produkte ausgestellt, wobei die Relevanz
die Beliebtheit oder den Neuigkeitswert
widerspiegeln kann. So werden in einer
Interdiscount-Filiale vielleicht die 25
beliebtesten Fernseher plus die allerneuesten
Geräte der Marktführer gezeigt.
Wie sieht die ideale Interdiscount-Filiale der Zukunft aus?
Anfang des Jahrtausends ging der Trend
mit den XXL-Läden Richtung Grösse,
jetzt werden die Verkaufsflächen eher
wieder kleiner, weil die Grösse im Internet
abgebildet wird. Wir testen laufend
neue Konzepte – wie am Flughafen Zürich
oder in Basel in der Freie Strasse. Dabei
wollen wir von unseren Kunden lernen. Im
Moment sind wir dabei, mehr Beratung in
die Abholung zu integrieren. Wenn also
jemand sein Gerät im Internet bestellt und
in der Interdiscount-Filiale abholt, sollten
wir gleich abklären, ob nicht noch Zubehör,
ein Leuchtmittel, ein Adapter oder
ein Kopfhörer fehlt.
Interdiscount hat 350 Lernende. Warum wird das Thema Ausbildung so grossgeschrieben?
Wir haben bei Interdiscount einen hohen
Qualitätsanspruch. Durch die Aus- und
Weiterbildung unserer Mitarbeitenden
können wir die von uns geforderte Qualität
selbst sicherstellen. Das ist gerade
im Verkauf entscheidend, aber auch im
Kundendialog, in der Informatik oder in
der kaufmännischen Ausbildung. Dass wir als Ausbildner ebenfalls Qualität bieten,
zeigt sich an der Erfolgsquote bei den
Lehrabschlussprüfungen: 98 Prozent
unserer Lernenden bestehen die Prüfung,
60 Prozent übernehmen wir. Und viele
kehren nach einem Abstecher zu einer
anderen Firma oder dem Besuch einer
weiterbildenden Hochschule wieder zu
uns zurück.
Der grosse Konkurrent im Onlinehandel, Digitec Galaxus, wagt den Schritt ins Ausland. Zieht Interdiscount nach?
Nein. Ein solcher Schritt ist mit hohen
Risiken verbunden, die von denjenigen
getragen werden müssen, die das Geld im
Heimmarkt Schweiz verdienen. Interdiscount
ist ja in den 1990er-Jahren ins
Ausland expandiert – und hat unter hohen
Verlusten wieder zurück zu ihren Wurzeln
gefunden. Wir konzentrieren uns auf den
Heimmarkt Schweiz. Wir sind auch so ein
sehr internationales Unternehmen – beim
Einkauf zum Beispiel.
Welche Retail-Trends werden Interdiscount in den nächsten Jahren besonders prägen?
Ich sehe zwei Trends: Experience und
Convenience – oder übersetzt: das Einkaufserlebnis
und den Komfort. Unsere
Stärke liegt sicher im Convenience-Trend.
Für das Erleben sind bei uns die Produkte
zuständig, wir selbst sind aber Discounter,
unsere Shops sind funktional eingerichtet
und keine Wohlfühlinseln. Dafür investieren
wir viel in die Convenience, in Services
rund um unsere Produkte, damit unsere
Kunden möglichst bequem und nach ihren
Bedürfnissen einkaufen können. In diesen
Services sehe ich ständig Innovationsmöglichkeiten.
In Zukunft sollten wir alles bis
nach Hause liefern und dann gleich noch
Altgeräte recyceln können. Der beste
Komfort für den Kunden ist letztlich der
Grundgedanke hinter unserer Omnichannel-
Strategie. Der Kunde entscheidet, was
für ihn am komfortabelsten ist, welche Abschnitte
er auf seiner Customer Journey
digital oder analog begehen will.
Wofür steht die Marke Interdiscount in Zukunft?
Interdiscount ist und bleibt der beste
Omnichannel-Händler der Schweiz.
Zur Person
Pierre Wenger (46) stiess 2001 als Produktmanager Services zu Interdiscount. 2010 wurde der Betriebsökonom 36-jährig zum Unternehmensleiter
ernannt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
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