Das Leben ist der schöneren eines

«Da schreibt einer, der in seinen Texten nicht lang werden darf. Denn er schreibt Kolumnen. Aber er wird heftig. Er gibt sich preis. Und macht sich erfreulicherweise trotzdem nicht zum Mass der Welt. Er sieht sich vielmehr als Teil jenes enormen Organismus, der die Gesellschaft ist, in der wir leben. So hilft er uns Lesern zu erkennen, wo in diesem riesigen Mechanismus unser Platz ist - aber auch mit welchen Gesten wir sein Funktionieren verbessern, wir Öl ins Getriebe schmieren und mit welchen wir Sand ins Räderwerk streuen können. Riniker predigt nie. Das unterscheidet ihn von manchen anderen Kolumnisten. Er erzählt. Er berichtet von Erfahrungen und Beobachtungen. Und er lässt dabei erkennen: So wie Minuten die Einheiten der Stunden sind, so sind Erfahrungen die Einheiten des Lebens. Und das heisst: Bei aller Beiläufigkeit des Berichtens stiehlt er keines Lesers Zeit durch Kinkerlitzchen. Kein Small Talk! Wieder etwas, durch das sich Riniker von andern Kolumnisten unterscheidet. Akupunktur mit sprachlichen Mitteln. Er braucht nicht auf den Kopf zu zielen, wenn er Gedankenkrankheiten anprangern will: Er trifft die Missstände, auch wenn sie nicht in der Zielrichtung seines heilenden Sarkasmus liegen. Und etwas noch: Da hat einer die Gattung der Kolumne zur Stilform gemacht. Und die verteidigt er mit der Heftigkeit des ungebärdigen Polterers und der Zärtlichkeit des Liebenden, der in die Welt vernarrt ist.